Bergwerk Käpfnach
Bergwerk Käpfnach | |||
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Allgemeine Informationen zum Bergwerk | |||
Steigerwohnungen und Kohlenmagazin von 1784 | |||
Abbautechnik | Strebbau | ||
Förderung/Gesamt | 300'000 t Braunkohle | ||
Informationen zum Bergwerksunternehmen | |||
Betreibende Gesellschaft | Stadt und Kanton Zürich, Bergwerk Gottshalden M. Zschokke & Compagnie, Braunkohle-Genossenschaft Horgen | ||
Beschäftigte | 260 | ||
Betriebsbeginn | 1784, 1917, 1941 | ||
Betriebsende | 1910, 1921, 1947 | ||
Nachfolgenutzung | Besucherbergwerk | ||
Geförderte Rohstoffe | |||
Abbau von | Braunkohle/Mergel | ||
Braunkohle | |||
Mächtigkeit | 20–30 cm | ||
Gesamtlänge | 80 km | ||
Abbau von | Mergel | ||
Mächtigkeit | 3 m | ||
Geographische Lage | |||
Koordinaten | 688932 / 234261 | ||
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Standort | Käpfnach | ||
Gemeinde | Horgen | ||
Kanton | Kanton Zürich | ||
Staat | Schweiz |
Das Bergwerk Käpfnach ist ein ehemaliges Braunkohle- und Mergel-Bergwerk in Horgen im Kanton Zürich in der Schweiz. Mit einer gesamten Stollenlänge von 80 km ist es das grösste seiner Art in der Schweiz. Das Bergwerk in Käpfnach und das einiges kleinere Bergwerk Riedhof sind die einzigen beiden Kohlenvorkommen des Kantons Zürich, die jemals wirtschaftliche Bedeutung erlangten. Das Kohlenbergwerk Käpfnach ist mit der Nummer 213 als Geotop im nationalen Inventar verzeichnet.[1]
Geologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das schweizerische Mittelland wurde zwischen den sich emporhebenden Alpen im Süden und dem Jura im Norden mit dem Ablagerungsmaterial der Oberen Süsswassermolasse gefüllt. Den Grossteil der zürcherischen Molasse bildet eine wenig deformierte, mehrheitlich horizontal gelagerte Plateaumolasse. Eine leichte Aufwölbung (Antiklinale) zieht sich in westsüdwest–ostnordöstlicher Richtung von Kappel am Albis über die Halbinsel Au nach Männedorf.[2]
Das Käpfnacher Kohlenflöz entstand in der oberen Süsswassermolasse in 16 Millionen Jahren[3] mit mehreren Quadratkilometern Ausdehnung. Durch die Alpenbildung wurde das ehemalige Flachmoor gehoben und bildet heute ein von Osten nach Westen verlaufendes Gewölbe mit leichter Neigung von 5,2 Promille. Der Verlauf konnte bis ins Sihltal bei Sihlbrugg festgestellt werden, auf der anderen Seite des Zürichsees wurden jedoch keine Spuren gefunden. Das Flöz erreicht eine Mächtigkeit von bis zu 60 cm, im Durchschnitt ist es nur 20–25 cm mächtig. Es liegt stratigrafisch 350 Meter unter demjenigen von Riedhof und ist deshalb etwas älter, aber ähnlich ausgebildet.[4]
Als Nebengesteine ist vor allem der Tonmergel zu nennen, der über dem Kohlenflöz eine bis zu 7 m dicke Schicht bildet und als Rohmaterial im Käpfnacher Zementwerk, zur Verarbeitung zu Portlandzement Verwendung fand. Unter dem Flöz liegt eisenhaltiger Mergelton, Mergelkalk und toniger Sandstein. Einige dieser Schichten wurden als Rohmaterial für Ziegel und Zement oder als Dünger verwendet.[5]
In den Gesteinsschichten haben sich Versteinerungen von Farnen, Eiche, Zypressen, Mastodon, Krokodilen und einigen anderen Gattungen erhalten.[6]
Die Ablagerung der Schichten erfolgte unruhig, entsprechend schlecht und uneinheitlich ist die Qualität der Braunkohle. Bei der Käpfnacher Kohle handelt es sich, nach E. Letsch um eine stark schwefelhaltige Molassebraunkohle von minderer Qualität. Sie wurde in früherer Zeit auch schon Pechkohle, Glanzkohle oder von J. Stumpf sogar Steinkohle genannt. Sie besteht zu 45–69 % aus Kohlenstoff und hat einen Sauerstoffgehalt von 19 bis 30 %. Die Anteile entsprechen etwa der Braunkohle. Der Brennwert liegt bei etwa 40 % desjenigen von Heizöl.[7]
Abbaugeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da das Flöz im Bereich des Aabachs und des Aabachtobels an mehreren Stellen zutage tritt, war das Vorhandensein der Kohle schon sehr lange bekannt.[8]
Anfänge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ersten schriftlichen Zeugnisse eines Kohlevorkommens in Käpfnach sind um 1548 in der Chronik von Johannes Stumpf zu finden. Um 1663 wird vom Abbau des Zieglers von Käpfnach berichtet, der die Kohle zur Produktion seiner Ziegel verwendete. Erst 1708 wird für den Zeitraum von 20 Jahren ein regelmässiger Kohlenabbau vermerkt. Ein weiterer Abbauversuch 1763, diesmal unter der Beteiligung ausländischer Fachleute, schlug fehl, sodass die Stolleneingänge schon 1776 zerfielen.[9]
Staatlicher Abbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Zürcher Regierung richtete 1784 durch Johann Sebastian Clais den Abbau in Käpfnach ein. Fachleute sollten die Infrastruktur und die Stollenanlagen nach bewährten Vorlagen organisieren. Im Jahr 1874 wurde die Zementsteinfabrik als Kohleabnehmerin vor dem Ausgang des Rotwegstollens gebaut. Das staatliche Unternehmen wurde 1911 aufgelöst, die Zementsteinfabrikation verkauft und durch das Unternehmen Ritter bis 1934 unabhängig weiter geführt.[10]
Erster Weltkrieg/1917 bis 1921
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Angetrieben von der Kohlenachfrage der Industrie und der mangelnden Verfügbarkeit von Importkohle wurde das Kohlevorkommen in Käpfnach wieder interessant. Bergbauingenieur Max Zschokke gründete die Kommanditgesellschaft «Bergwerk Gottshalden M. Zschokke & Compagnie». In dieser Zeit arbeiteten bis zu 80 Bergleute unter Tage. Nach dem Krieg erwies sich der Abbau als unrentabel und die Liquidation erfolgte 1921.
Zweiter Weltkrieg/1941 bis 1947
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Letztmals erfolgte im Zweiten Weltkrieg ein Abbau der Käpfnacher Kohle, durch die von Max Zschokke gegründete «Braunkohlen-Genossenschaft Horgen».[11] In dieser Periode bauten bis zu 260 Mitarbeiter rund 55'500 Tonnen Kohle ab, was etwa 4 % der gesamtschweizerischen Fördermenge entsprach.
Vor der Schliessung des Bergwerks und der Liquidation der Betreiberunternehmens wurden ein grosser Teil der Stollen mit Versatzmaterial aufgefüllt und alle Installationen entfernt und verkauft.
Nebenbetriebe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als wichtigster Nebenbetrieb des Bergwerks wurde von 1874 bis 1934 ein Zementwerk betrieben.
Heutiges Besucherbergwerk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Bergwerk geriet nach 1947 in Vergessenheit, bis es 1982 zum Thema des Jahrhefts der Gemeinde Horgen gemacht wurde. Der am 2. Dezember 1982[12] gegründete Bergwerkverein Käpfnach setzte sich zum Ziel, ein Museum einzurichten und die Stollen soweit möglich der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Heute stehen das Bergwerk und ein kleiner Teil der Stollenanlage Besuchern offen und werden von der 1,4 km langen Stollenbahn befahren. Das Bergwerkmuseum ist im ehemaligen Kohlemagazin untergebracht. Bis 2018 hatten über 250'000 Besucher auf mehr als 15'000 Führungen einen Einblick in den Horgner Untergrund erhalten.[13]
Am 11. Dezember 2015 kam es über dem Museum zu einem Brand, der einen hohen Sachschaden verursachte.[14] Der Besucherbetrieb konnte aber jederzeit aufrechterhalten werden. Das Bergbaumuseum eröffnete am 7. April 2018 mit einer neu gestalteten Ausstellung.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paul Kläui: Geschichte der Gemeinde Horgen. Horgen 1952.
- Gemeinde Horgen (Hrsg.): Horgner Jahrheft 1982: Das Käpfnacher Bergwerk. Horgen 1982.
- Bergwerkverein Käpfnach Horgen (Hrsg.): 25 Bergwerkverein Käpfnach. Horgen 2007.
- Bergwerkverein Käpfnach Horgen (Hrsg.): Das Bergwerk. Offizielles Mitteilungsblatt des Bergwerkvereins Käpfnach. Erscheint dreimal jährlich seit 1984.
- Peter Laager, Hermann Sarbach: Das Bergwerk Käpfnach-Gottshalden gestern und heute. In: Minaria Helvetica, Nr. 25b-2005, Egg 2005, ISSN 1018-7421.
- Wolfgang Taubert: 125 Jahre Zementi z’Käpfnach. Horgen 2000.
- Emil Letsch: Die Schweizerische Molassekohle östlich der Reuss. Bern 1899.
- Emil Letsch, Ernst Ritter: Die Schweizerische Molassekohle III. Schweizerische Naturforschende Gesellschaft (Hrsg.). Kümmerly & Frey, Bern 1925.
- Schweizerische Geotechnische Kommission (Hrsg.): Die mineralischen Rohstoffe der Schweiz. Zürich 1997.
- Armin von Moos: Die zürcherischen Molasse Kohlen und ihre Ausbeutung 1941–1946 (= Vierteljahrschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich. Jahrgang 92, Heft 1). 31. März 1947, S. 3–6.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paul Bächtiger: Käpfnach. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Bergwerk Käpfnach
- Naturforschende Gesellschaft in Zürich NGZH 3/2016: Das Bergwerk Käpfnach-Gottshalden
- NGZH Neujahrsblatt 1851
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wolfgang Wetter, Heinz Furrer: Kohlenbergwerk Käpfnach (Horgen, ZH). (PDF; 0,6 MB) In: Géotope suisse. Akademie der Naturwissenschaften Schweiz, 8. November 2012, abgerufen am 6. Oktober 2022 (deutsch, französisch).
- ↑ Nazorio Pavoni: Die rückläufigen Terrassen am Zürichsee und ihre Beziehungen zur Geologie der Molasse. (PDF) In: geogr-helv.net. Abgerufen am 9. April 2014.
- ↑ Bergwerkverein Käpfnach Horgen: Das Bergwerk. Ausgabe Nr. 72. Horgen 2008, S. 14.
- ↑ T. Gubler: Zur Geologie der Oberen Süsswassermolasse zwischen Zürich und Zug. Unpublizierte Diplomarbeit. ETH Zürich, 1987.
- ↑ Gemeinde Horgen (Hrsg.): Horgner Jahrheft 1982: Das Käpfnacher Bergwerk. Horgen 1982, S. 46–48.
- ↑ Gemeinde Horgen (Hrsg.): Horgner Jahrheft 1982: Das Käpfnacher Bergwerk. Horgen 1982, S. 42–44.
- ↑ Armin von Moos: Die zürcherischen Molassekohlen und ihre Ausbeutung 1941–1946. (PDF) In: ngzh.ch. Naturforschende Gesellschaft in Zürich, 31. März 1947, S. 20, abgerufen am 9. April 2014.
- ↑ Peter Laager, Hermann Sarbach: Das Bergwerk Käpfnach-Gottshalden gestern und heute. In: Minaria Helvetica, Nr. 25b-2005, S. 16.
- ↑ Horgen oder Horga. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 13, Leipzig 1735, Sp. 848.
- ↑ Emil Letsch: Karte von Käpfnach und Umgebung. Hrsg.: Schweiz. Geol. Kommission. 1899, doi:10.3931/e-rara-20722.
- ↑ Peter Laager, Hermann Sarbach: Das Bergwerk Käpfnach-Gottshalden gestern und heute. in: Minaria Helvetica, Nr. 25b-2005, S. 21–25.
- ↑ Gemeinde Horgen (Hrsg.): Horgner Jahrheft 1982: Das Käpfnacher Bergwerk. Horgen 1982, S. 1.
- ↑ Im Stollen heisst es Kopf einziehen und Glück auf. Tages-Anzeiger, 10. August 2020, S. 19.
- ↑ Hoher Sachschaden in Horgen. Abgerufen am 12. Dezember 2015.